Vergangene Projekte
YDP (1987 – 2013)
Finanzielle Unterstützung des YDP seit November 2013 beendet
Nach einer langen (1987 – 2013) und schönen Partnerschaft mit dem Youth Development Project in Sierra Leone, wurde die finanzielle Unterstützung Ende November 2013 beendet.
Wir werden aber dennoch im Gebet mit den Brüdern und Schwestern im YDP verbunden bleiben und wünschen ihnen für ihre weitere Arbeit alles Gute und Gottes reichen Segen.
Wir danken allen Spendern für die jahrelange Unterstützung!
Im Folgenden können Sie einige alte Beiträge über die Zusammenarbeit mit dem YDP lesen:
Die Schreinerwerkstatt in Sierra Leone und das YDP
Im Rahmen der Weltdienstarbeit des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland konnte unser Mitglied und frühere Jungscharleiterin, Anke Borchardt, 1986 ein Anerkennungsjahr im YMCA Sierra Leone ableisten.Dort lernte sie einen jungen Mitarbeiter, Sima Kargbo, kennen, der im nun folgenden Bericht von Anke, den sie vor ihrer Reise nach Sierra Leone im Februar 1992 schrieb, eine entscheidende Rolle spielt.
„Es war wohl ein Sonntagnachmittag, irgendwann im September oder Oktober 1986, auf einem unserer langen Spaziergänge, als Sima mir von seinem Berufswunsch erzählte: ‚Ich hätte gerne eine kleine Holzwerkstatt, wo ich wenigstens einige der vielen jungen Menschen hier in Freetown, die arbeitslos sind, zu Schreinern ausbilden könnte. Es gibt zu viele von ihnen, die keinen Schulabschluß haben, weil ihre Eltern das Schulgeld nicht aufbringen konnten und die jetzt keine Chance auf eine Ausbildung haben. Ich möchte ihnen und meinem Land helfen.‘ Sein Land – Sierra Leone – hat diese Hilfe dringend nötig. Es ist eines der ärmsten der 160 Länder unserer Erde.In diesem Land liegt die Lebenserwartung bei 42 Jahren, die Alphabetisierungsrate bei 13%, der Schulbesuch bei durchschnittlich 0,8 Jahren und das jährliche Pro-Kopf-Einkommen bei 1.030,– Dollar (UNDP 1991).
Ein Projekt, wie es sich Sima vorstellte, wäre aber für den gelernten Tischler ohne Unterstützung zu riskant. ‚Ich brauche ein festes und gesichertes Einkommen, damit ich die lebensnotwendigen Medikamente für meine Mutter bezahlen kann. Aus diesem Grunde unterrichte ich als ungelernter und somit schlecht bezahlter Lehrer an einer Secondary School.‘ Kurze Zeit später kam ein Brief vom CVJM-Ronsdorf mit folgendem Inhalt: ‚Liebe Anke, das Waterhüsken [CVJM-Heim] ist fertig. Wir hätten jetzt Geld frei, um eine sinvolle Sache zu unterstützen. Weißt du etwas?‘
Ich erzählte Sima davon und so wurde die Idee des „Youth Development Projekt“ (YDP) in einem kleinen Restaurant bei gekühltem Fruchtsaft geboren. In langen Diskussionen zwischen Sima, Andreas, einem Praktikanten aus Rödinghausen, und mir wurden aus den Träumen handfeste Pläne, die sofort an die beiden Vereine in Ronsdorf und Rödinghausen weitergeleitet und dort mit der Zusage der finanziellen Unterstützung angenommen wurden.
Seitdem ist eine Menge geschehen. Es mußte ein geeignetes Land zur Pacht gefunden und dann gesäubert sowie Materialien und Werkzeuge beschafft werden. das Wichtigste aber waren die Menschen. Von Anfang an und ohne einen Pfennig bzw. Leone gesehen zu haben, waren einige junge Männer aus der Nachbarschaft dabei. Abgesehen davon, daß sie sowieso keinen festen Arbeitsplatz hatten, ließen sie sich von der Idee eines Jugendentwicklungs-Projektes (YDP) begeistern. Sie ahnten wohl, welche nie dagewesenen Chancen darin stecken mochten. Für sie alle war es immer mehr als nur ein Job. Und so, wie aus den einzelnen selbstgefertigten Steinen langsam die Werkstatt wuchs, wuchsen Sima, Sitta, Sila, Regi (sprich: Rädschi), Mustafa, Taqui, Brima und die anderen zu einer Lenbensgemeinschaft zusammen. Neben der Ausbildung, in der die Jungen sehr gefordert werden, wird auch miteinander gegessen, gesungen, Volleyball gespielt, gebetet, in der Bibel gelesen und gefeiert.
Da Eigenverantwortung, Selbstbewußtsein und Unabhängigkeit zu den erklärten Zielen des YDP gehören, werden Fragen, die alle angehen, gemeinsam diskutiert und demokratisch entschieden. So fördert dieses Projekt nicht nur die berufliche Ausbildung und sichert dadurch die Zukunft der Lehrlinge und deren Familien, sondern es hat den ganzen Menschen mit all seinen geistigen, seelischen, körperlichen und sozialen Bedürfnissen im Blick, und zwar mit einer klaren christlichen Zielsetzung.
Wer einmal dort war, Gäste sind immer willkommen, dem wird bsonders die herzliche Beziehung der jungen Menschen zueinander aufgefallen sein, die familiäre Atmosphäre, die bei aller Betriebsamkeit und trotz ständiger Geld- und Materialsorgen vorherrscht. Überhaupt sind die Menschen das Faszinierendste von allem. Da ist z.B. Regi, der in der Anfangszeit, als es noch keine Leitungen gab, unermüdlich mit einem Eimer zum Brunnen ging, um die Regentonne immer wieder aufzufüllen. Oder Gibrilla, der einmal der Schrecken von Lumley war und jetzt im Kindergottesdienst in der Kirche nebenan mithilft. Und Sila, der mit größter Sorgfalt Buch über jede Einnahme und Ausgabe führt, um im nächsten Moment schon wieder an seiner Nähmaschine zu sitzen, um mit dem Verkauf von Kleidern der ständig leeren Kasse entgegenzuwirken. Traurig ist die Geschichte von Marcus, der während der Arbeit vom Dach stürzte und sich so schwer verletzte, daß er drei Wochen später starb, da ärztliche Hilfe zu teuer war. Vergessen dürfen wir auch nicht Ma Mary, eine uralte Nachabrin, die in der Bauphase, als es noch keine abschließbaren Räume für die Materialien gab, nachts die Zementsäcke unter ihrem Bett aufbewahrte. Gute nachbarschaftliche Beziehungen herrschten auch zur Baptistengemeinde, die sich auf dem angrenzenden Grundstück befindet. Ihr Pastor, Rev. Massaquoi, läßt bereitwillig sein Stromkabel anzapfen, falls es überhaupt Strom gibt, und stellt den Platz vor der Kirche zum Volleyballspielen zur Verfügung. Frauen aus dem Dorf, Lumley ist ein Vorort der Hauptstadt Freetown, leihen dem YDP ihre Tret- und Kurbelmaschinen aus und der Chief, eine Art Bürgermeister, schaut oft vorbei, da er am Fortschritt des Projektes interessiert ist. Besonders erwähnenswert ist natürlich Sima, dieser junge Mann, der den mutigen Schritt zu diesem ungewöhlichen Projekt gewagt hat und sich mit seiner Persönlichkeit und seinem Vertrauen auf Gott ganz in diese Arbeit hineingibt.
Es gäbe noch viel zu berichten z.B. vom dem Batikkurs, von den Jungen, die wieder zur Schule gehen können, weil das YDP über sogenannte „outside jobs“, dies sind Arbeitsaufträge, z.B. Renovierungsarbeiten im Hostel des CVJM-Nationalverbandes, ihr Schulgeld finanziert, von den jungen Frauen und Mädchen im Dorf, die so gern tatkräftiger mitmachen würden, als es ihnen bisher möglich ist, von der Impfkampagne, die in Zusammenarbeit mit UNICEF durchgeführt worden ist, von den vielen anderen Aktionen und der großen Feier zum 5jährigen Bestehen des YDP im Januar 1992. In einem Land, wo sich traditionelle Strukturen, die den Menschen Sicherheit gaben, auflösen, wo Korruption auf allen Ebenen an der Tagesordnung ist, wo die Kriminalität ständig zunimmt und wo wirtschaftliche Armut jeden Tag zum Überlebenskampf werden läßt, ist das YDP längst mehr als nur eine Ausbildungsstätte für Schreiner, es ist ein Stück lebendige Gemeinde geworden, die jungen Menschen Hoffnung für die Zukunft gibt.“
Sima war im Mai/Juni 1987 Gast des CVJM-Westbundes. Wir hatten das Glück, daß Sima eine Woche in Ronsdorf verbrachte. Er wohnte bei der Familie Borchardt und arbeitete tagsüber an der Linde in der Schreinerei Hülsenbeck. Am Abend besuchte er unsere Gruppen. Dabei haben wir ihn als Freund und Bruder schätzen gelernt. Die persönliche Begegnung mit ihm förderte die Motivation, sein Projekt zu unterstützen.
Sima im CVJM Ronsdorf
Neben Anke, die fast jedes Jahr eine Reise nach Sierra Leone unternimmt, war auch unser ehemaliger Mitarbeiter Thomas Schwerter im Jahre 1990 dort und hat als gelernter Schreiner ab und zu im YDP mitgearbeitet. Briefliche Kontakte zu Sima und den anderen Mitgliedern des YDP halten uns auf dem Laufenden.
Wir freuen uns, daß Simas Projekt trotz mancher Skepsis entstehen konnte und er seine Arbeit aufnehemen durfte. Die Bitte um ein gutes Gelingen in der Zukunft ist uns ein ernstes Gebetsanliegen.
YDP im Umbruch
von Edelgart Kipka
In der Zeit vom 03.10.-17.10.2008 hatten Marion Frische und ich Gelegenheit im Rahmen einer CVJM Weltdienst Partnerschaftsreise die Mitglieder des YDP, insbesondere Sitta Kamara, in Sierra Leone zu besuchen.
Für Marion Frische war es der erste Besuch in Sierra Leone und für mich nach Februar 2005 der zweite. Marion Frische war also gespannt auf alles, was ihr in Sierra Leone und im YDP begegnen würde. Für mich stellte sich die Frage, welche Entwicklungen haben sich in den letzten 3 Jahren ergeben und was ist unverändert geblieben. Die ersten Eindrücke waren, dass Freetown „aufgeräumter“ aussah und eine Reihe der Bürgerkriegsschäden ausgebessert worden sind bzw. zurzeit behoben werden und einige Investoren Niederlassungen aufbauen.
Der „aufgeräumte“ Eindruck war dann einen Tag später in Lumley, Stadtteil von Freetown, nicht mehr gegeben. In Lumley (Standort des YDP) haben sich zwar besonders viele Investoren niedergelassen, viele Menschen aus dem Zentrum Freetowns sind aber ebenfalls dorthin gegangen, so dass nicht nur die Straßen mit Fahrzeugen und Fußgängern überfüllt sind, sondern der gesamte Stadtteil. Im YDP selbst waren während unseres Besuches nur wenige Auszubildende, da zum Beginn des Schuljahres 2008/2009 im September mit der Ausbildung am neuen Standort Kissy (ca. 50 km von Freetown entfernt) begonnen werden sollte. Aufgrund von Geldmangel, in Sierra Leone herrscht eine sehr hohe Inflationsrate, konnte das benötigte Inventar nicht transportiert bzw. die Materialien für die Möblierung nicht gekauft werden. Die Herstellung der Möbel sollte durch díe vorhandenen Ausbilder und Auszubildenden erfolgen. Da wir einen Teil der sonst überwiesenen Gelder direkt vor Ort überreichen konnten, konnten die Materialien gekauft und mit dem Möbelbau begonnen werden.
Während eines Telefonats mit Sitta Kamara Anfang Dezember habe ich erfahren, dass die Ausbildung in Kissy mit 27 Jugendlichen und zwei neuen Lehrern Mitte November begonnen hat. Sitta Kamara pendelt deshalb zur Zeit ständig zwischen Lumley und Kissy. Aufgrund der Entfernung und nur die Möglichkeit Poda Podas (Kleinbusse als Linienbusse) oder Sammeltaxen zu nutzen, ist dies sehr zeitaufwendig und sehr teuer. In Gesprächen u.a. mit dem Deutschen Botschafter und einem Vertreter der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) haben wir erfahren, dass die heute schon sehr qualifizierte Ausbildung noch mehr auf zukünftige Wettbewerbssituationen auszurichten ist. Hierzu wurden Kooperationen, z.B. mit Mercedes oder dem THW (Technischem Hilfswerk), empfohlen. Außerdem sollten Nischenbereiche besetzt werden. Insbesondere wurde auf den landwirtschaftlichen Bereich hingewiesen, da hier sehr viel Potenzial, insbesondere im Landesinneren, steckt. Die Idee, landwirtschaftliche Ausbildung in das YDP-Programm aufzunehmen, hatte der Vorstand des YDP bereits selbst und wird auch im nächsten Jahr mit diesem Angebot starten. Ein geeigneter Ort im Landesinneren ist bereits gefunden. Das gleiche gilt für einen Lehrer, der sich bereit erklärt hat, von der Hauptstadt auf das Land zu ziehen. Neben den vielen Fachgesprächen hatten wir aber auch Gelegenheit, zwei afrikanische Gottesdienste, mit viel Musik, viel Reden und langer Dauer (4 Stunden) zu besuchen und an einer Gruppenstunde des Kiddys-Club teilzunehmen.
In diese Gruppe sind Kinder von ca. 4 bis 12 Jahren am Samstagnachmittag eingeladen zu Spielen und zu Singen. Dies ist für viele Sierra-Leonische Kinder ansonsten nicht möglich. Der Nachmittag dient aber nicht nur der Unterhaltung, sondern die Spiele und immer häufig wiederholte Rituale sollen die Konzentration fördern und das Selbstbewusstsein der Kinder stärken.
Marion Frische und ich haben von dem Besuch mitgenommen, dass das YDP sehr viele Ideen für anstehende Aufgaben in der Zukunft hat, diese aber in machbare Teilschritte gliedern muss. Hierfür benötigen sie sowohl unser Tragen im Gebet als auch unsere finanzielle Unterstützung.
Ach ja, ich wollte ja noch mitteilen, was unverändert geblieben ist: Zum einen gehen die Uhren in Sierra Leone, wie in ganz Afrika, zum Glück immer noch anders und das Organisationstalent mit dem sehr wenig Vorhandenen viel zu tun und zu erreichen, ist ungebrochen.
Aktuelle Informationen (update jeden Tag) und Neuigkeiten über das Geschehen in Sierra Leone gibt es im Internet unter https://sierra-leone.org.
Finanzielle Unterstützung des YDP neigt sich dem Ende zu
von Katrin Mombächer
Wie bereits mehrmals angedeutet und beim Informationsnachmittag Ende Mai ausführlich berichtet, beenden wir die finanzielle Unterstützung des YDP in Sierra Leone zum Ende diesen Jahres. Wir werden aber dennoch im Gebet mit den Brüdern und Schwestern im YDP verbunden bleiben.
In Zukunft wollen wir weiterhin intensiven Kontakt nach Sierra Leone pflegen. In Zusammenarbeit mit dem CVJM-Bundessekretär für Weltdienst, Eckard Geisler, sind wir auf der Suche nach einem CVJM in Sierra Leone, mit dem wir eine Partnerschaft entstehen lassen können.
Uns liegt diese Partnerschaft sehr am Herzen, daher möchten wir uns für diese wichtige Entscheidung Zeit lassen. Sobald es Neuigkeiten gibt, wird darüber berichtet.
Alle Spenden / Einzahlungen, die bis zum 30.11.2013 für Sierra Leone bei uns eingehen, leiten wir gerne noch an das YDP weiter. Nach diesem Stichtag eingegangene Spenden für Sierra Leone legen wir für die neue Partnerschaft zur Seite.
Wir danken Ihnen und Euch für die langjährige Unterstützung des YDP und
hoffen, dass auch eine Partnerschaft zu einem CVJM in Sierra Leone von allen Mitgliedern und Freunden des CVJM Ronsdorf genauso unterstützt wird.