Vergangene Projekte

Partnerschaftsarbeit Sierra Leone

Sierra Leone: Unterstützung durch Projekt „Solidarity Rice“

Der CVJM Ronsdorf hat über 25 Jahre lang das YDP, ein Ausbildungsprojekt in Sierra Leone finanziell mit aufgebaut und unterstützt oft mit der Unterstützung Ronsdorfer Bürger durch die jährlich stattfindende Tannenbaumaktion. Die finanzielle Unterstützung hat der CVJM 2013 beendet. Durch regelmäßige Kontakte zum YDP haben wir erfahren, dass es allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im YDP gut geht.

Wie schon angekündigt, wollen wir eine Partnerschaft zum YMCA Wellington in Freetown, Hauptstadt von Sierra Leone, aufbauen. So freuten wir uns, dass zwei Menschen aus diesem Verein mit einer Delegation des YMCA Nationalverband nach Deutschland kommen wollten. Wie in allen Medien zu lesen ist, herrscht zur Zeit nicht nur in Sierra Leone die Ebola-Epidemie. Einige Fluggesellschaften haben ihre Flüge von und nach Sierra Leone eingestellt; Nachbarländer wie z.B. Ghana, über das unsere Gäste reisen müssten, haben ihre Grenzen dicht gemacht. So ist es nicht möglich, die Reise zum jetzt geplanten Zeitpunkt durchzuführen. Außerdem ist trotz aller Sicherheitsvorkehrungen die Gefahr der Ansteckung für alle Beteiligten schwer einzuschätzen. Dieser Partnerschaftsbesuch der CVJM-Delegation aus Sierra Leone ist jetzt verschoben worden und wir hoffen und beten, dass dann zum nächsten Termin die Reise wie geplant nachgeholt werden kann.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika wird immer bedrohlicher. Die Seuche breitet sich unkontrolliert aus. Die Dunkelziffer ist riesig. Auch der YMCA in Sierra Leone engagiert sich über seine Kräfte bei der Aufklärung der Bevölkerung im Umgang mit der Krankheit und spielt damit in dieser gefährlichen Situation eine wichtige und anerkannte Rolle im Lande.

Der CVJM Deutschland hilft bereits bei der Finanzierung dieser Arbeit, die von vielen jungen Erwachsenen des YMCA getan wird. Damit ist der YMCA auch mit Hilfe des CVJM direkt an der „Ebola-Front“ aktiv.

Aktuell bedroht allerdings eine „Ebola-Hunger-Front“ nicht nur die YMCA-Familien in allen Bereichen des Landes. Denn, so schreibt Christian Kamara, Generalsekretär des YMCA Sierra Leone: „Unsere Wirtschaft geht bergab. Innerhalb der letzten Tage wurden viele Geschäfte geschlossen und noch viel mehr. Verschiedene Güter werden rar. Im Land hungern Menschen, denn über 50 % von unseren Bürgern sind von täglichen Verkäufen/Umsatz abhängig und bestreiten ihren Lebensunterhalt von diesen Geschäften.“

Bereits während des verheerenden Rebellenkrieges hat der CVJM-Westbund bewährt Nahrungsmittelhilfe für YMCA-Familien geleistet. Der „Solidarity Rice“ von damals war ein wichtiges schmeckbares Zeichen der Solidarität in großer Not, denn Reis ist das Grundnahrungsmittel. Auch in der jetzigen Notlage hilft der CVJM-Westbund den Menschen dort. Von dem Geld, das der CVJM nach Sierra Leone schickt, wird Reis gekauft und an Bedürftige verteilt. Ein 50 kg Sack Reis kostet im Moment etwa 40 Euro, durch die Lebensmittelknappheit steigen die Preise jedoch weiter.

Wir vom CVJM Ronsdorf wollen auch unsere Solidarität mit den Menschen in Sierra Leone zeigen und unterstützen diese Hilfe. Wir freuen uns, wenn auch Sie helfen.

Wer die Aktion des CVJM unterstützen will, kann Geld überweisen unter dem Stichwort „SL-Reis“ auf das Konto des CVJM-Westbund
IBAN: DE77 3506 0190 1010 2570 14
BIC: GENODED1DKD

 


Aktuelles aus Sierra Leone (Stand: Dezember 2014)

Der CVJM Ronsdorf hat mit der Beendigung der finanziellen Unterstützung des Youth Development Project (YDP) zum Ende des letzten Jahres, wie bekannt, die partnerschaftliche Verbundenheit aufrechterhalten, so dass weiterhin per E-Mails und Telefongespräche Kontakt gehalten wird. Auf diesem Weg konnten und können wir den Mitgliedern des YDP mitteilen, dass wir im Gebet an sie denken und hoffen, dass Gott seine schützende Hand über sie hält. Nach den bisherigen Informationen ist auch kein YDP-Mitglied und kein Angehöriger an Ebola erkrankt.

Wie sich die Situation unserer neuen Partner vom YMCA Wellington darstellt, wissen wir nicht im Einzelnen, sondern kennen nur die allgemeinen Informationen des YMCA Nationalverbandes, die über den Weltdienst des CVJM Westbundes an uns weitergeleitet werden, und diese beziehen sich zum einen darauf, dass die Mitglieder der YMCA Ortsvereine eine gute Aufklärungsarbeit in ihrem Umfeld leisten oder auch ganz konkret im Auftrag der Regierung Holzbänke zur Aufnahme der Chlorwasser-Behälter für die Handdesinfektion bauen, auch seitens des YDP.

Der mit der Ebola-Infektion einhergehende wirtschaftliche Niedergang, wir berichteten im letzten Monatsanzeiger (Nov/Dez 2014) davon, bedeutet für die meisten Menschen Arbeitslosigkeit, was auch für die meisten Mitglieder der YMCA gilt.

Der vom CVJM Westbund aus diesem Grunde aufgelegte Fond mit dem Namen „Solidarity Rice“ erbrachte bisher den Betrag von 40.000,00 €, die inzwischen nach Sierra Leone überwiesen worden sind. Der Fond speist sich aus Spenden der CVJM-Ortsvereine und deren Mitglieder. Eine Monatsration Reis für eine Familie kostet ca. 25,00 €.

Der Vorstand hat beschlossen, den gesamten Spendenbetrag der Tannenbaumaktion 2015 dem Fond „Solidarity Rice“ zur Verfügung zu stellen, da wir uns ja auch weiterhin im Rahmen der Partnerschaftsarbeit in Sierra Leone engagieren wollen. Der Partnerschaftsbesuch im September 2014 konnte aufgrund der Ebola-Epidemie nicht stattfinden, aber auf diesem Weg wollen wir auch unsere Verbundenheit mit dem YMCA Wellington zeigen.

Wir möchten jetzt schon darauf hinweisen, dass wir Anfang 2015 einen Informationsnachmittag zum Thema „Ebola in Sierra Leone – Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft“ veranstalten werden.

Für alle, die zusätzlich die Aktion des CVJM unterstützen möchten, hier nochmal die aktuelle Kontoverbindung des CVJM-Westbunds:
IBAN: DE80 3506 0190 1010 2570 57
BIC: GENODED1DKD
Überweisungen sollten bitte unter dem Stichwort „SL-Reis“ erfolgen.

Edelgart Kipka

Bericht über die Verteilung von Reis (13.01.2015)

Bericht über die Verteilung von Reis und Lebensmitteln an YMCA-Familien und Nachbarn, im Dezember 2014

Freetown, 13. Januar 2015

Während Ebola weiter unser Land verwüstet, steigen die Infektionsraten im Westen und Norden, während sie im Süden und Osten des Landes fallen. Die Plage hat die meisten Haushalte wirtschaftlich lahm gelegt, so dass die meisten Verdiener ihre Familien nicht mehr mit ausreichend Nahrung versorgen können, ganz zu schweigen vom Geldverdienen. Sie können ihre Familien nicht mehr in ihren sozialen Bedürfnissen unterstützen.

Seit August 2014 stellte der CVJM-Westbund dreimal Mittel zur Verfügung, die es uns möglich gemacht haben, YMCA-Mitglieder und Haushalte, die unter Quarantäne standen und durch diese Seuche besonders schlimm betroffen waren, mit Lebensmitteln zu versorgen.

 

Die Verteilung im Dezember umfasste nicht nur Reis, sondern auch andere Zutaten, wie Speiseöl und Zwiebeln. Das war für die Familien sehr ermutigend, denn so hatten sie in dieser Festzeit gutes Essen. – Besonders diese Lieferung hinterließ bei unseren Mitgliedern fröhliche Gesichter. Sie erhielten für ihre Familien alle Zutaten für ein gutes Mittagessen an den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel.

Der Reis und die anderen Lebensmittel wurden in den Regionen gekauft und durch die Vorsitzenden der Ortsvereine entsprechend der ihnen zugeteilten Menge abgeholt. Die Verteilung unter den Mitgliedern wurde sehr wohl von deren Umfeld wahrgenommen, bis dahin, dass viele Leute am YMCA Interesse zeigten. Die meisten Mitglieder, besonders die Erwachsenen mit großer Verantwortung für ihre Familien, waren so dankbar, dass sie sie inmitten all der aktuellen Herausforderungen mit Nahrungsmitteln versorgen konnten und dass die Deutschen so großzügig waren, ihnen dieses zu ermöglichen.

Bei der Lebensmittelverteilung im YMCA Waterloo sagte der Vorsitzende Dick Johnson: „Ich bin nicht überrascht, dass die Deutschen, die so bereits während des Krieges halfen, es jetzt, während dieser schwierigen Zeit der Plage, wieder tun. Ich danke den Mitgliedern im CVJM-Westbund für diese Geste.“ Er betonte, dass man in der Not seine wahren Freunde kennen lernen würde. „Diese freundliche Geste unserer deutschen Geschwister wird nicht vergessen werden, denn Generationen, obwohl sie noch nicht geboren sind, werden die Geschichten hören, wie sie uns während des Krieges und dieser Epidemie unterstützt haben.“

Beatrice Johnson, Mitglied des YMCA Kissy sagte: „Partnerschaft ist wie Mann und Frau. Egal was geschieht, sie sind immer füreinander da. Und jemand, der dir dreimal hintereinander Nahrung gibt, muss ein sehr guter und bedeutsamer Freund sein.“ Sie dankte den Mitgliedern des CVJM für die Lebensmittel. „Die meisten Leute sterben nicht an Ebola sondern am Hunger. Dass wir nun Reis und Zutaten bekommen, ist mehr als ein Segen. Wir beten, dass Gott die Partnerschaft stärkt und danken denen, die selbstlos diese Unterstützung gegeben haben und denen die dieses koordinierten, so dass es uns zur rechten Zeit erreichte.“

Bei einem ähnlichen Treffen in Makeni, sagte Marie Kamara, ein Mitglied des örtlichen YMCA, die selber Opfer des Ebola Virus wurde, unter Tränen: „Ich habe meine ganze Familie verloren und dazu, als ein Ergebnis der Stigmatisierung, meine Arbeitsstelle. Und nun habe ich drei Kinder zu versorgen, ohne Arbeit und ohne Geld. Es ist für mich kaum zu glauben, jetzt Reis, Pflanzenöl und Zwiebeln zu haben und dass der YMCA uns, so wie es die Bibel sagt, versorgt: ‚Als ich hungrig war, gabst Du mir zu essen. Jetzt darfst Du in das Reich Deines Herrn eingehen.‘ ‚Was immer Du Menschen tust, das tust Du mir,‘ sagt Jesus. – Ich werde immer Mitglied des YMCA bleiben, bis das ich sterbe. Und das nicht wegen des Essens, sondern wegen der Geste, die dahinter steht.“

Ehemalige Vorstandsmitglieder in Bo und Kenema wurden auch mit der Verteilung bedacht. Einer von ihnen sagte: „Tatsächlich, der YMCA ist wie eine Familie. Egal wo Du bist, es gibt Brüder und Schwestern, die Dich nicht vergessen!“

Einhellig drückten sie von Herzen für solch große menschliche Geste ihre Dankbarkeit und Wertschätzung den Mitgliedern des CVJM-Westbundes aus: „Das ist Hilfe für die Mitglieder des YMCA Sierra Leone und das ganz besonders in dieser kritischen Zeit, in der Ebola das Land und seine Bewohner weitgehend zerstört.“

Für die 20.000 € konnten 360 Säcke Reis, 1.135 Liter Pflanzenöl und 158 Säcke Zwiebeln gekauft und an alle Ortsvereine verteilt werden.

Im Namen des YMCA Sierra Leone und auch persönlich, als Generalsekretär des Nationalverbandes, übermittle ich den Mitgliedern des CVJM-Westbundes unseren tiefen Dank und die Wertschätzung für diese wunderbare menschliche Geste, in dieser schwierigen Zeit die Nahrungsmittel und Zutaten unseren Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Die meisten unserer Leute sagten: „Es ist so, als ob Gott Manna aus dem Himmel regnen lässt, aber hier sind es die Deutschen die so großzügig sind, bis dahin, dass wir nun Reis und Zutaten haben, so dass wir uns ein schönes Essen in der Festzeit zubereiten können.“ Wir sind sehr dankbar und wir beten darum, dass Gott die Verbindung zwischen unseren beiden YMCAs fortwährend stärkt und dass die Verantwortlichen beider Institutionen vereint weiterarbeiten.

Christian Kamara
Generalsekretär YMCA Sierra Leone

Wer die Aktion des CVJM unterstützen will, kann Geld überweisen unter dem Stichwort „SL-Reis“ auf das Konto des CVJM-Westbund
IBAN: DE77 3506 0190 1010 2570 14
BIC: GENODED1DKD

YDP (1987 – 2013)

Finanzielle Unterstützung des YDP seit November 2013 beendet

Nach einer langen (1987 – 2013) und schönen Partnerschaft mit dem Youth Development Project in Sierra Leone, wurde die finanzielle Unterstützung Ende November 2013 beendet.
Wir werden aber dennoch im Gebet mit den Brüdern und Schwestern im YDP verbunden bleiben und wünschen ihnen für ihre weitere Arbeit alles Gute und Gottes reichen Segen.
Wir danken allen Spendern für die jahrelange Unterstützung!

Im Folgenden können Sie einige alte Beiträge über die Zusammenarbeit mit dem YDP lesen:

Die Schreinerwerkstatt in Sierra Leone und das YDP

Im Rahmen der Weltdienstarbeit des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland konnte unser Mitglied und frühere Jungscharleiterin, Anke Borchardt, 1986 ein Anerkennungsjahr im YMCA Sierra Leone ableisten.Dort lernte sie einen jungen Mitarbeiter, Sima Kargbo, kennen, der im nun folgenden Bericht von Anke, den sie vor ihrer Reise nach Sierra Leone im Februar 1992 schrieb, eine entscheidende Rolle spielt.

„Es war wohl ein Sonntagnachmittag, irgendwann im September oder Oktober 1986, auf einem unserer langen Spaziergänge, als Sima mir von seinem Berufswunsch erzählte: ‚Ich hätte gerne eine kleine Holzwerkstatt, wo ich wenigstens einige der vielen jungen Menschen hier in Freetown, die arbeitslos sind, zu Schreinern ausbilden könnte. Es gibt zu viele von ihnen, die keinen Schulabschluß haben, weil ihre Eltern das Schulgeld nicht aufbringen konnten und die jetzt keine Chance auf eine Ausbildung haben. Ich möchte ihnen und meinem Land helfen.‘ Sein Land – Sierra Leone – hat diese Hilfe dringend nötig. Es ist eines der ärmsten der 160 Länder unserer Erde.In diesem Land liegt die Lebenserwartung bei 42 Jahren, die Alphabetisierungsrate bei 13%, der Schulbesuch bei durchschnittlich 0,8 Jahren und das jährliche Pro-Kopf-Einkommen bei 1.030,– Dollar (UNDP 1991).

Ein Projekt, wie es sich Sima vorstellte, wäre aber für den gelernten Tischler ohne Unterstützung zu riskant. ‚Ich brauche ein festes und gesichertes Einkommen, damit ich die lebensnotwendigen Medikamente für meine Mutter bezahlen kann. Aus diesem Grunde unterrichte ich als ungelernter und somit schlecht bezahlter Lehrer an einer Secondary School.‘ Kurze Zeit später kam ein Brief vom CVJM-Ronsdorf mit folgendem Inhalt: ‚Liebe Anke, das Waterhüsken [CVJM-Heim] ist fertig. Wir hätten jetzt Geld frei, um eine sinvolle Sache zu unterstützen. Weißt du etwas?‘

Ich erzählte Sima davon und so wurde die Idee des „Youth Development Projekt“ (YDP) in einem kleinen Restaurant bei gekühltem Fruchtsaft geboren. In langen Diskussionen zwischen Sima, Andreas, einem Praktikanten aus Rödinghausen, und mir wurden aus den Träumen handfeste Pläne, die sofort an die beiden Vereine in Ronsdorf und Rödinghausen weitergeleitet und dort mit der Zusage der finanziellen Unterstützung angenommen wurden.

Seitdem ist eine Menge geschehen. Es mußte ein geeignetes Land zur Pacht gefunden und dann gesäubert sowie Materialien und Werkzeuge beschafft werden. das Wichtigste aber waren die Menschen. Von Anfang an und ohne einen Pfennig bzw. Leone gesehen zu haben, waren einige junge Männer aus der Nachbarschaft dabei. Abgesehen davon, daß sie sowieso keinen festen Arbeitsplatz hatten, ließen sie sich von der Idee eines Jugendentwicklungs-Projektes (YDP) begeistern. Sie ahnten wohl, welche nie dagewesenen Chancen darin stecken mochten. Für sie alle war es immer mehr als nur ein Job. Und so, wie aus den einzelnen selbstgefertigten Steinen langsam die Werkstatt wuchs, wuchsen Sima, Sitta, Sila, Regi (sprich: Rädschi), Mustafa, Taqui, Brima und die anderen zu einer Lenbensgemeinschaft zusammen. Neben der Ausbildung, in der die Jungen sehr gefordert werden, wird auch miteinander gegessen, gesungen, Volleyball gespielt, gebetet, in der Bibel gelesen und gefeiert.

Da Eigenverantwortung, Selbstbewußtsein und Unabhängigkeit zu den erklärten Zielen des YDP gehören, werden Fragen, die alle angehen, gemeinsam diskutiert und demokratisch entschieden. So fördert dieses Projekt nicht nur die berufliche Ausbildung und sichert dadurch die Zukunft der Lehrlinge und deren Familien, sondern es hat den ganzen Menschen mit all seinen geistigen, seelischen, körperlichen und sozialen Bedürfnissen im Blick, und zwar mit einer klaren christlichen Zielsetzung.

Wer einmal dort war, Gäste sind immer willkommen, dem wird bsonders die herzliche Beziehung der jungen Menschen zueinander aufgefallen sein, die familiäre Atmosphäre, die bei aller Betriebsamkeit und trotz ständiger Geld- und Materialsorgen vorherrscht. Überhaupt sind die Menschen das Faszinierendste von allem. Da ist z.B. Regi, der in der Anfangszeit, als es noch keine Leitungen gab, unermüdlich mit einem Eimer zum Brunnen ging, um die Regentonne immer wieder aufzufüllen. Oder Gibrilla, der einmal der Schrecken von Lumley war und jetzt im Kindergottesdienst in der Kirche nebenan mithilft. Und Sila, der mit größter Sorgfalt Buch über jede Einnahme und Ausgabe führt, um im nächsten Moment schon wieder an seiner Nähmaschine zu sitzen, um mit dem Verkauf von Kleidern der ständig leeren Kasse entgegenzuwirken. Traurig ist die Geschichte von Marcus, der während der Arbeit vom Dach stürzte und sich so schwer verletzte, daß er drei Wochen später starb, da ärztliche Hilfe zu teuer war. Vergessen dürfen wir auch nicht Ma Mary, eine uralte Nachabrin, die in der Bauphase, als es noch keine abschließbaren Räume für die Materialien gab, nachts die Zementsäcke unter ihrem Bett aufbewahrte. Gute nachbarschaftliche Beziehungen herrschten auch zur Baptistengemeinde, die sich auf dem angrenzenden Grundstück befindet. Ihr Pastor, Rev. Massaquoi, läßt bereitwillig sein Stromkabel anzapfen, falls es überhaupt Strom gibt, und stellt den Platz vor der Kirche zum Volleyballspielen zur Verfügung. Frauen aus dem Dorf, Lumley ist ein Vorort der Hauptstadt Freetown, leihen dem YDP ihre Tret- und Kurbelmaschinen aus und der Chief, eine Art Bürgermeister, schaut oft vorbei, da er am Fortschritt des Projektes interessiert ist. Besonders erwähnenswert ist natürlich Sima, dieser junge Mann, der den mutigen Schritt zu diesem ungewöhlichen Projekt gewagt hat und sich mit seiner Persönlichkeit und seinem Vertrauen auf Gott ganz in diese Arbeit hineingibt.

 

Es gäbe noch viel zu berichten z.B. vom dem Batikkurs, von den Jungen, die wieder zur Schule gehen können, weil das YDP über sogenannte „outside jobs“, dies sind Arbeitsaufträge, z.B. Renovierungsarbeiten im Hostel des CVJM-Nationalverbandes, ihr Schulgeld finanziert, von den jungen Frauen und Mädchen im Dorf, die so gern tatkräftiger mitmachen würden, als es ihnen bisher möglich ist, von der Impfkampagne, die in Zusammenarbeit mit UNICEF durchgeführt worden ist, von den vielen anderen Aktionen und der großen Feier zum 5jährigen Bestehen des YDP im Januar 1992. In einem Land, wo sich traditionelle Strukturen, die den Menschen Sicherheit gaben, auflösen, wo Korruption auf allen Ebenen an der Tagesordnung ist, wo die Kriminalität ständig zunimmt und wo wirtschaftliche Armut jeden Tag zum Überlebenskampf werden läßt, ist das YDP längst mehr als nur eine Ausbildungsstätte für Schreiner, es ist ein Stück lebendige Gemeinde geworden, die jungen Menschen Hoffnung für die Zukunft gibt.“

Sima war im Mai/Juni 1987 Gast des CVJM-Westbundes. Wir hatten das Glück, daß Sima eine Woche in Ronsdorf verbrachte. Er wohnte bei der Familie Borchardt und arbeitete tagsüber an der Linde in der Schreinerei Hülsenbeck. Am Abend besuchte er unsere Gruppen. Dabei haben wir ihn als Freund und Bruder schätzen gelernt. Die persönliche Begegnung mit ihm förderte die Motivation, sein Projekt zu unterstützen.

Sima im CVJM Ronsdorf

Neben Anke, die fast jedes Jahr eine Reise nach Sierra Leone unternimmt, war auch unser ehemaliger Mitarbeiter Thomas Schwerter im Jahre 1990 dort und hat als gelernter Schreiner ab und zu im YDP mitgearbeitet. Briefliche Kontakte zu Sima und den anderen Mitgliedern des YDP halten uns auf dem Laufenden.

Wir freuen uns, daß Simas Projekt trotz mancher Skepsis entstehen konnte und er seine Arbeit aufnehemen durfte. Die Bitte um ein gutes Gelingen in der Zukunft ist uns ein ernstes Gebetsanliegen.

YDP im Umbruch

von Edelgart Kipka

In der Zeit vom 03.10.-17.10.2008 hatten Marion Frische und ich Gelegenheit im Rahmen einer CVJM Weltdienst Partnerschaftsreise die Mitglieder des YDP, insbesondere Sitta Kamara, in Sierra Leone zu besuchen.

Für Marion Frische war es der erste Besuch in Sierra Leone und für mich nach Februar 2005 der zweite. Marion Frische war also gespannt auf alles, was ihr in Sierra Leone und im YDP begegnen würde. Für mich stellte sich die Frage, welche Entwicklungen haben sich in den letzten 3 Jahren ergeben und was ist unverändert geblieben. Die ersten Eindrücke waren, dass Freetown „aufgeräumter“ aussah und eine Reihe der Bürgerkriegsschäden ausgebessert worden sind bzw. zurzeit behoben werden und einige Investoren Niederlassungen aufbauen.

Der „aufgeräumte“ Eindruck war dann einen Tag später in Lumley, Stadtteil von Freetown, nicht mehr gegeben. In Lumley (Standort des YDP) haben sich zwar besonders viele Investoren niedergelassen, viele Menschen aus dem Zentrum Freetowns sind aber ebenfalls dorthin gegangen, so dass nicht nur die Straßen mit Fahrzeugen und Fußgängern überfüllt sind, sondern der gesamte Stadtteil. Im YDP selbst waren während unseres Besuches nur wenige Auszubildende, da zum Beginn des Schuljahres 2008/2009 im September mit der Ausbildung am neuen Standort Kissy (ca. 50 km von Freetown entfernt) begonnen werden sollte. Aufgrund von Geldmangel, in Sierra Leone herrscht eine sehr hohe Inflationsrate, konnte das benötigte Inventar nicht transportiert bzw. die Materialien für die Möblierung nicht gekauft werden. Die Herstellung der Möbel sollte durch díe vorhandenen Ausbilder und Auszubildenden erfolgen. Da wir einen Teil der sonst überwiesenen Gelder direkt vor Ort überreichen konnten, konnten die Materialien gekauft und mit dem Möbelbau begonnen werden.

Während eines Telefonats mit Sitta Kamara Anfang Dezember habe ich erfahren, dass die Ausbildung in Kissy mit 27 Jugendlichen und zwei neuen Lehrern Mitte November begonnen hat. Sitta Kamara pendelt deshalb zur Zeit ständig zwischen Lumley und Kissy. Aufgrund der Entfernung und nur die Möglichkeit Poda Podas (Kleinbusse als Linienbusse) oder Sammeltaxen zu nutzen, ist dies sehr zeitaufwendig und sehr teuer. In Gesprächen u.a. mit dem Deutschen Botschafter und einem Vertreter der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) haben wir erfahren, dass die heute schon sehr qualifizierte Ausbildung noch mehr auf zukünftige Wettbewerbssituationen auszurichten ist. Hierzu wurden Kooperationen, z.B. mit Mercedes oder dem THW (Technischem Hilfswerk), empfohlen. Außerdem sollten Nischenbereiche besetzt werden. Insbesondere wurde auf den landwirtschaftlichen Bereich hingewiesen, da hier sehr viel Potenzial, insbesondere im Landesinneren, steckt. Die Idee, landwirtschaftliche Ausbildung in das YDP-Programm aufzunehmen, hatte der Vorstand des YDP bereits selbst und wird auch im nächsten Jahr mit diesem Angebot starten. Ein geeigneter Ort im Landesinneren ist bereits gefunden. Das gleiche gilt für einen Lehrer, der sich bereit erklärt hat, von der Hauptstadt auf das Land zu ziehen. Neben den vielen Fachgesprächen hatten wir aber auch Gelegenheit, zwei afrikanische Gottesdienste, mit viel Musik, viel Reden und langer Dauer (4 Stunden) zu besuchen und an einer Gruppenstunde des Kiddys-Club teilzunehmen.

In diese Gruppe sind Kinder von ca. 4 bis 12 Jahren am Samstagnachmittag eingeladen zu Spielen und zu Singen. Dies ist für viele Sierra-Leonische Kinder ansonsten nicht möglich. Der Nachmittag dient aber nicht nur der Unterhaltung, sondern die Spiele und immer häufig wiederholte Rituale sollen die Konzentration fördern und das Selbstbewusstsein der Kinder stärken.

Marion Frische und ich haben von dem Besuch mitgenommen, dass das YDP sehr viele Ideen für anstehende Aufgaben in der Zukunft hat, diese aber in machbare Teilschritte gliedern muss. Hierfür benötigen sie sowohl unser Tragen im Gebet als auch unsere finanzielle Unterstützung.

Ach ja, ich wollte ja noch mitteilen, was unverändert geblieben ist: Zum einen gehen die Uhren in Sierra Leone, wie in ganz Afrika, zum Glück immer noch anders und das Organisationstalent mit dem sehr wenig Vorhandenen viel zu tun und zu erreichen, ist ungebrochen.

Aktuelle Informationen (update jeden Tag) und Neuigkeiten über das Geschehen in Sierra Leone gibt es im Internet unter https://sierra-leone.org.

Finanzielle Unterstützung des YDP neigt sich dem Ende zu

von Katrin Mombächer

Wie bereits mehrmals angedeutet und beim Informationsnachmittag Ende Mai ausführlich berichtet, beenden wir die finanzielle Unterstützung des YDP in Sierra Leone zum Ende diesen Jahres. Wir werden aber dennoch im Gebet mit den Brüdern und Schwestern im YDP verbunden bleiben.
In Zukunft wollen wir weiterhin intensiven Kontakt nach Sierra Leone pflegen. In Zusammenarbeit mit dem CVJM-Bundessekretär für Weltdienst, Eckard Geisler, sind wir auf der Suche nach einem CVJM in Sierra Leone, mit dem wir eine Partnerschaft entstehen lassen können.

Uns liegt diese Partnerschaft sehr am Herzen, daher möchten wir uns für diese wichtige Entscheidung Zeit lassen. Sobald es Neuigkeiten gibt, wird darüber berichtet.
Alle Spenden / Einzahlungen, die bis zum 30.11.2013 für Sierra Leone bei uns eingehen, leiten wir gerne noch an das YDP weiter. Nach diesem Stichtag eingegangene Spenden für Sierra Leone legen wir für die neue Partnerschaft zur Seite.
Wir danken Ihnen und Euch für die langjährige Unterstützung des YDP und
hoffen, dass auch eine Partnerschaft zu einem CVJM in Sierra Leone von allen Mitgliedern und Freunden des CVJM Ronsdorf genauso unterstützt wird.